MISEO – „LUNATIC CONFESSIONS“
Miseo sind für den schafe-schuesse.de (oder auch Fatal Underground) Stammleser keine Unbekannten mehr, nachdem deren 2.013 erschienene EP "The Dead Will Predominate" schon ordentlichen Einschlag verbuchen konnte. Das Trio hat sich anscheinend nahtlos an die Arbeit am ersten full length Albums gemacht und meldet zum 3.09. diesen Jahres (2.014) ein 38:36 Minuten langes Werk an, das laut Infosheet vor allem Fans von Misery Index, Deserted Fear, Lay Down Rotten (logisch.) und Carnal Ghoul die Mütze zum Flattern bringen soll. Allein schon das klasse gemalte Coverartwork von Radvicioust Radint und Andrè Rink heimsen einen Extrapunkt ein und setzen im Vergleich mit der Vorgänger-EP neue Maßstäbe, die mir persönlich noch besser gefallen, einfach, weil hier noch mehr Liebe im Detail steckt. Mit "Trapped In Veil" (Track 1) geht die erste Albumminute instrumental dahin, um dann (man kann es vorahnen) mit "Daddy`s Girl" (Track 2) ordentlich die Todesbleikeule auszupacken. Und wie Miseo dieses Mal zwischen flüssigem Kellenlauf und Grooveeinschüben zocken, klingt doch schon eine Nuance frischer. Auf jeden Fall kann man bescheinigen, dass sie sich bezüglich des Arrangements Gedanken gemacht haben, was auch bei "Greed Kills" (Track 3; Anspieltip I) unterstrichen wird. Es geht hier zwar weitestgehend im Midtempo zu, mit gelegentlicher Kurzknüppelei, aber in Sachen Eingängigkeit kann man sich hier nur schlecht entziehen, zumindest wenn man Death Metal (+ kleine Funken anderer Stilelemente) mag. Logisch, dass Albumtitelsongs immer besonders im Fokus stehen, zumal sie sowohl Band, wie auch das jeweilige Album repräsentieren, deshalb stehen die derzeit leicht angeschlagenen Lauscher auf Sonderfrequenz und hören genauer hin - "Lunatic Confessions" (Track 4; Anspieltip II). Und ja, bereits der Einstieg mit dem im Vordergrund stehenden Gitarrenlauf, der gut vorwürzt, gepaart mit dem Organ von Ferli Thielmann (u.a. aktiv bei Milking The Goatmachine, Carnal Ghoul), kommt es hier zu vollmundiger Verköstigung, die gefällt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Breakeinschübe, die vor allem im Hardcore die Suppenwürze sind, nicht jedermann`s bzw. nicht jeder-Frau‘s Sache sind?! Ich für meinen Teil mag aber sogenannte Crossover Verknüpfungen. Wenn ich an die Empfehlungen im Bandinfosheet denke, denke ich allerdings eher an eine Band wie Skinless z. B., aber das mag jeder/ jede anders empfinden. ) Passend zum Coverartwork kommt der Hauabpeller "Skin Dress" (Track 5) abermals im Midtempo und eher schwer lang walzend ums Eck, dürfte aber dank der schön tief(an-)gelegten Stimmtönung ebenfalls seine Freunde finden. Die im Infosheet angerissenen Core-, insbesondere Crustcore Elemente, sind tatsächlich zu vernehmen - "Überzucht und Untergang" (Track 6; Anspieltip III). Vom Lauf her dachte ich beim ersten Durchlauf direkt an die melodischen Zeiten von Napalm Death (zu "Diatribes" Zeiten), abgesehen von den Vocals. Ich finde auch, dass es gar nicht so schlimm klingt in unserer Landessprache zu performen, denn es hört sich unvermutet stimmig an und weiß den Unmut bestens in den Umlauf des fiktiven Circle Pits zu transportieren. Spätestens mit "Harlots For God" (Track 7) fällt mir auf, dass die Core-Anteile doch recht hoch sind, was zwar nicht schlimm ist, aber sicher einigen querlaufen wird, die die EP "The Dead Will Predominate" des hohen Todesbleianteils wegen gut fanden?! Obwohl gerade bei diesem Song auch Crowbar ihre Spuren hinterlassen haben. Gut, dass das Tempo dem Abwechslungsreichtum zugetan mit "Everybodys Victim" (Track 8) wieder deutlich angezogen wird. Ein klasse Bolt Thrower Cover des Songs "No Guts No Glory" (Track 9; Anspieltip IV) spielt dem Death Metal Anteil wieder mehr zu. Leider weiss ich nicht, ob dieser Song vom Ursprung her ein Cover des Titelsongs der US-Trickfilmserie "Galaxy Rangers" ist? (* lief von 1.986-1.989) Naja, egal. Irgendwie flutscht die Mucke nun mit einer Art Garantie butterweich in die Gehörgänge, was auch dank "Five Star Doc" (Track 10) so bleibt, trotz des über weite Strecken erneuten Midtempoanteils, der aber auch catchy Groove im Fleisch trägt. Zum Abschluss servieren Miseo noch einmal ordentlich druckvoll-tightes Uptempo in flüssigem Midtempofahrtwasser - "Ingrate Deadbeat" (Track 11), so dass dieses erste full length Album rund endet, trotz erneuter Break-Einschübe. Die große Frage des kleinen Zwiespalts ist letztlich just eine Schubladenfrage: Kann man die erste Albumhälfte dieses Miseo Albums schon dem Deathcore zuschreiben? Ich für mich würde diese Frage mit "Nein." beantworten, da einschlägige Deathcore Bands zu 90% einen anderen Spielstil pflegen und diese Art Gemisch dem herkömmlichen Death Metal wieder etwas mehr zeitgemäße Frische verleiht. Ich für meinen Teil hoffe diese Jungs endlich mal live erleben zu können, denn vermutlich kommen Miseo mit dementsprechend gutem Sound live klasse rüber?! Bis dahin dürfte dieses Album öfter mal in der heimischen Anlage zum Einsatz kommen.  ( DANNY )   
Blacksmith Records